Musizieren beginnt im Kopf. Eine musikalische Vorstellung zu haben, ist die Grundvoraussetzung für jegliches Musizieren. Die Entwicklung des Hörens ist daher stets das Hauptaugenmerk meines Unterrichts. Auch durch gute Kenntnis musikalischer Grundlagen wächst die
Vorstellungskraft. Ein Musikstück zu verstehen ist deswegen für eine gelungene Interpretation unverzichtbar. Bei allem Zuwachs von Wissen und Können darf der spielerische Umgang mit Musik nicht verloren gehen, daher arbeite ich gern mit Improvisation. Um alle entwickelten Ideen musikalisch hörbar zu machen und einen schönen und sanglichen Klang zu entwickeln, ist eine solide Technik erforderlich. Guter Klavierunterricht findet eine Balance zwischen körperlichem und geistigem Training.
Bereits mein Anfängerunterricht ist auditiv ausgerichtet: bevor die erste Note gelesen oder geschrieben wird, bevor die erste Fingerübung durchgeführt wird, werden kleine Melodien im 3-Ton- oder 5-Ton-Raum nach Gehör erlernt. Das Transponieren in verschiedene Tonarten ist dabei ein wichtiges Hilfsmittel, um das relative Gehör weiterzuentwickeln. Das bewusste Hören kann auf verschiedene Aspekte gerichtet werden: zum Beispiel das Hören von musikalischen Strukturen wie Intervallen, Akkorden, Rhythmen, das Hören verschiedener Lautstärkegrade, Artikulationen und feiner klanglicher Nuancen bis hin zum Hören orchestraler Klangebenen. Egal welche musikalische Aufgabenstellungen ein Stück beinhaltet, das Entwickeln einer Klangvorstellung ist immer der erste Schritt. Das Hören beeinflusst auch auf neuronaler Ebene die motorische Entwicklung, genauso wie im Umkehrschritt auch ein Training der Motorik die auditive Wahrnehmung beeinflusst.
Klavierunterricht sollte kein reiner Instrumentalunterricht, sondern umfassender Musikunterricht sein. Daher vermittle ich meinen Schülerinnen und Schülern grundlegende Kenntnisse über Tonarten, Akkorde,Akkordstrukturen, rhythmische und metrische Strukturen, sowie übergeordnete musikalische Formen wie Perioden, Liedformen und Ähnliches. Umfassende musikalische Kenntnisse sind der Schlüssel zum selbstständigen Erlernen neuer Musikstücke.
Improvisation verwandelt „träges Wissen“ über Musiktheorie in lebendige Musik. Mit Improvisation kann rhythmische und metrische Sicherheit spielerisch erlernt werden. Zudem trägt diese zu einer natürlichen und intuitiv richtigen Phrasierung bei. So werden nicht nur einzelne Stücke eingeübt, sondern die Musik an sich wird wie eine Sprache gelernt, die flexibel und fließend einsetzbar ist.
Um eine größtmögliche klangliche Bandbreite zu erzielen, ist es wichtig, den ganzen Körper für das Klavierspiel einzusetzen. Daher beschränkt sich meine technische Schulung nicht nur auf das reine „Fingerspiel“, sondern nimmt von Anfang an auch die Bewegungen der Handgelenke, Ober- und Unterarme, Schultern, der Wirbelsäule und des Kopfes sowie den Einsatz der Pedale verstärkt in den Blick. Mein Ansatz ist dabei entgegengesetzt der üblichen Methode: ich gehe von den großen Bewegungen der Grobmotorik (d.h. Schultern, Arme, Handgelenk) aus – meine Schülerinnen und Schüler lasse ich die ersten Anschläge am Klavier aus den ganzen Armen ausführen – und differenziere diese nach und nach immer genauer in der Feinmotorik aus. Auch wenn das Training der Feinmotorik die meiste Zeit und Aufmerksamkeit benötigt, sollte diese nicht über längere Zeit hinweg isoliert betrachtet werden.
Die Funktion des rechten Pedals beschränkt sich nicht allein auf das Binden von Tönen: durch den Einsatz wird der gesamte Bewegungsablauf maßgeblich verändert und dadurch auch der Klang. Das rechte Pedal gibt den Armen die Freiheit, beim Spielen „in der Luft zu schweben“, da die Fingerspitzen nicht auf den Tasten bleiben müssen, um den Ton weiter klingen zu lassen. Dadurch ist das Gewicht der Arme viel freier und unabhängiger einsetzbar, was eine ganz neue Bandbreite an klanglichen Möglichkeiten eröffnet. Wird der richtige Einsatz der Pedale schon früh vermittelt, so entwickelt sich dadurch auch die klangliche Vorstellungskraft. Selbst kleine Kinder können bereits das Pedal benutzen, wenn man sie gelegentlich im Stehen spielen lässt.