Gabriel Miltschitzky

Klavierunterricht

Klavierunterricht

Der Unterricht

UNTERRICHTSPHILOSOPHIE

Musizieren beginnt im Kopf. Eine musikalische Vorstellung zu haben, ist die Grundvoraussetzung für jegliches Musizieren. Die Entwicklung des Hörens ist daher stets das Hauptaugenmerk meines Unterrichts. Auch durch gute Kenntnis musikalischer Grundlagen wächst die Vorstellungskraft.

Ein Musikstück zu verstehen ist deswegen für eine gelungene Interpretation unverzichtbar. Bei allem Zuwachs von Wissen und Können darf der spielerische Umgang mit Musik nicht verloren gehen, daher arbeite ich gern mit Improvisation. 

Um alle entwickelten Ideen musikalisch hörbar zu machen und einen schönen und sanglichen Klang zu entwickeln, ist eine solide Technik erforderlich. Guter Klavierunterricht findet eine Balance zwischen körperlichem und geistigem Training.

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DAS HÖREN

Für mich ist das Hören der essenziellste Teil des Klavierunterrichts. Erst durch eine ausgeprägte Klangvorstellung und das aktive Sich-selbst-Zuhören erhalten alle anderen Übungsaspekte – etwa das technische Training – ihren tieferen Sinn. Da auditive und motorische Zentren im Gehirn eng miteinander verknüpft sind, verbessert ein gezieltes Training des Gehörs nicht nur die klangliche Wahrnehmung, sondern wirkt sich auch positiv auf die motorischen Abläufe am Instrument aus – und umgekehrt.

Bereits mein Anfängerunterricht ist auditiv ausgerichtet: bevor die erste Note gelesen oder geschrieben wird, bevor die erste Fingerübung durchgeführt wird, werden kleine Melodien im 3-Ton- oder 5-Ton-Raum nach Gehör erlernt. Das Transponieren in verschiedene Tonarten ist dabei ein wichtiges Hilfsmittel, um das relative Gehör weiterzuentwickeln.

Auch im fortgeschrittenen Stadium setze ich oft auf das auditive Erarbeiten eines Musikstücks als regelmäßige Alternative zum ausschließlichen Lernen anhand von Noten. Dabei gehe ich in aufeinander aufbauenden Schritten vor: Zunächst wird die Melodie verinnerlicht, anschließend der harmonische Kontext und schließlich die dazugehörigen Figurationen. Auf diese Weise entsteht ein tiefes, innerliches Verständnis des musikalischen Werkes, das über das bloße Notenlesen hinausgeht.

Des Weiteren  integriere ich gezielte Höraufträge in den Übungsprozess. Beim Spielen lenke ich den Fokus des Hörens bewusst auf Aspekte wie Balance, Präzision der Artikulation, Phrasierung, Klangfarben, Anschlagsgeräusche der Tastatur, die akustischen Eigenschaften des Instruments und des Raumes, oder die Wirkung von Pausen, um einige von vielen Möglichkeiten zu nennen.

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MUSIKALISCHES VERSTÄNDNIS

Klavierunterricht sollte kein reiner Instrumentalunterricht, sondern umfassender Musikunterricht sein. Daher vermittle ich meinen Schülerinnen und Schülern grundlegende Kenntnisse über Tonarten, Akkorde, Akkordstrukturen, rhythmische und metrische Strukturen, sowie übergeordnete musikalische Formen wie Perioden, Liedformen und Ähnliches.

Zerlegen der Musik in Einzelteile

Mein methodischer Ansatz besteht häufig darin, Musik in ihre Einzelteile zu zerlegen – zum Beispiel durch harmonische Vereinfachung –, sodass die zentralen Elemente eines Werkes klar erfassbar und systematisch auswendig lernbar werden. Die nachhaltige Festigung im Gedächtnis erreiche ich durch die Variation dieser Einzelteile, beispielsweise durch Transponieren in andere Tonarten.

Kreativer Umgang mit musikalischem Material

Um die Transferleistung und somit auch die Abrufbarkeit musikalischer Inhalte weiter zu optimieren, ermutige ich meine Schülerinnen und Schüler regelmäßig dazu, die einzelnen Bausteine selber neu zu kombinieren und somit kreativ eigene musikalische Lösungen zu finden, anstatt lediglich die Vorgaben des Notentextes zu befolgen.

Umfassende musikalische Kenntnisse und deren eigenständige praktische Anwendung sind der Schlüssel zum selbstständigen Erlernen neuer Musikstücke.

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IMPROVISATION

Improvisation verwandelt „träges Wissen“ über Musiktheorie in lebendige Musik. Die Fähigkeit, eigene musikalische Gedanken am Klavier ausdrücken zu können, ähnelt dem Erlernen einer Sprache. Beim Lernen einer neuen Sprache erwirbt man zunächst die Grundlagen – Grammatik, Wortschatz und Satzstruktur – und übt das Formen kleiner Sätze, bevor man beginnt, lange und komplexe Texte zu schreiben oder zu sprechen.

Die Herausforderung der Improvisation besteht darin, eine Vielzahl von Elementen zu beherrschen und spontan anzuwenden. Dies mag zunächst überwältigend wirken, doch wie auch beim Literaturspiel kann man die notwendigen Grundlagen und Fähigkeiten bereits im Anfängerunterricht in  aufeinander aufbauenden Schritten erlernen.

Im Wesentlichen unterscheide ich zwischen zwei Arten von Improvisation, um unterschiedlichen Aspekten jeweils ausreichend Aufmerksamkeit schenken zu können:

Rhythmische Improvisation

Bei dieser Form der Improvisation begrenze ich meistens den Tonvorrat (z.B. nur weiße Tasten), um durch diese Vereinfachung den Fokus auf die Entwicklung melodischer und rhythmischer Ideen zu legen.

Mit Techniken der motivischen Arbeit wie zum Beispiel Frage-Antwort-Spielchen wird eine natürliche Phrasierung intuitiv und spielerisch erlernt, gleichzeitig trägt diese Art der Improvisation zu rhythmischer und metrischer Sicherheit beim Klavierspielen bei.

Darüber hinaus wird bei dieser Improvisation auch ein tiefgreifendes Verständnis für größere Formprinzipien angelegt, wenn kürzere Improvisationen durch den Einbau von kontrastierenden Mittelteilen und einem anschließenden Wiederaufgreifen des Anfangsteils erweitert werden.

Harmonische Improvisation

Bei der harmonischen Improvisation ist das Hauptziel, Beziehungen zwischen Akkorden wie Tonika, Dominante, Subdominante sowie deren Nebenstufen, intuitiv zu erfassen und anzuwenden.

Diese Fähigkeit ist darüber hinaus auch für das Begleiten von Liedern sowie das Erkennen von harmonischen Zusammenhängen in der Klavierliteratur anwendbar.

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TECHNIK

Was ist Technik?

Meine Definition einer optimalen Technik ist, jede musikalische Vorstellung, jede klangliche Nuance auf dem  Klavier exakt umsetzen zu können.

Um diesem Idealziel möglichst nahe zu kommen, vermittle ich meinen Schülerinnen und Schülern im Unterricht verschiedene Bewegungs-Grundformen. Diese dienen als Werkzeuge, um verschiedene Klangfarben und Artikulationen darstellen zu können. 

Mit zunehmender Sensibilität und Körperbeherrschung können diese Werkzeuge immer genauer an den jeweiligen musikalischen Kontext angepasst werden.

4.1

SPIELEN MIT DEM GANZEN KÖRPER

Um eine größtmögliche klangliche Bandbreite zu erzielen, ist es wichtig, den ganzen Körper für das Klavierspiel einzusetzen. Daher beschränkt sich meine technische Schulung nicht nur auf das reine „Fingerspiel“, sondern nimmt von Anfang an auch die Bewegungen der Handgelenke, Ober- und Unterarme, Schultern, der Wirbelsäule und des Kopfes sowie den Einsatz der Pedale verstärkt in den Blick. 

Mein Ansatz ist dabei entgegengesetzt der üblichen Methode: ich gehe von den großen Bewegungen der Grobmotorik (d.h. Schultern, Arme, Handgelenk) aus – meine Schülerinnen und Schüler lasse ich die ersten Anschläge am Klavier aus den ganzen Armen ausführen – und differenziere diese nach und nach immer genauer in der Feinmotorik aus. Auch wenn das Training der Feinmotorik die meiste Zeit und Aufmerksamkeit benötigt, sollte diese nicht über längere Zeit hinweg isoliert betrachtet werden.

4.2

PEDAL

Die Funktion des rechten Pedals beschränkt sich nicht allein auf das Binden von Tönen: durch den Einsatz wird der gesamte Bewegungsablauf maßgeblich verändert und dadurch auch der Klang. Das rechte Pedal gibt den Armen die Freiheit, beim Spielen „in der Luft zu schweben“, da die Fingerspitzen nicht auf den Tasten bleiben müssen, um den Ton weiter klingen zu lassen. 

Dadurch ist das Gewicht der Arme viel freier und unabhängiger einsetzbar, was eine ganz neue Bandbreite an klanglichen Möglichkeiten eröffnet. Wird der richtige Einsatz der Pedale schon früh vermittelt, so entwickelt sich dadurch auch die klangliche Vorstellungskraft. 

Selbst kleine Kinder können bereits das Pedal benutzen, wenn man sie gelegentlich im Stehen spielen lässt.

 
 

4.3

VIRTUOSITÄT

Der Begriff „Technik“ beinhaltet im alltäglichen Verständnis vor allem Fingerfertigkeit, Muskelkraft und Schnelligkeit. Diesem wichtigen Teilaspekt der Technik schenke ich in meinem Unterricht unter folgenden Gesichtspunkten Aufmerksamkeit:

    • Mentale Steuerung
    • eine gute Planung aller Bewegungen im Kopf, sowie mentale Reaktionsgeschwindigkeit sind die Voraussetzung für schnelles und virtuoses Spiel. Beim Üben sollte daher in erster Linie der Kopf trainiert werden.

    • Körperwahrnehmung
    • allein durch Hinspüren und Fühlen in die einzelnen Teile des Bewegungsapparats können einige technische Schwierigkeiten bereits bewältigt werden und körperliche Schädigungen durch unphyiologisches Üben vermieden werde.

      • Unabhängigkeit
      • eine möglichst große Unabhängigkeit der Hände und Finger voneinander führt langfristig zu einem müheloseren und gleichmäßigerem Spiel. Mit gezielten Übungen kann diese Unabhängigkeit gefördert werden.

      • Kraft, Anspannung und Entspannung
      • Der Aufbau von Muskelkraft benötigt Zeit. Wie auch beim Sport brauchen die Muskeln nach Phasen der Belastung ausreichend Zeit zur Regeneration. Schnelles Entspannen von Teilen der Muskulatur ist während des Spiels wichtig, um die Kraft optimal und ohne Energieverluste einzusetzen.